Grice und die Implikatur

Es wird Zeit, sich mal wieder ein paar Gedanken zur Semiotik zu machen. Auf meiner Liste steht neben anderen illustren Namen derjenige von Paul Grice. Also widme ich mich mal ihm. Grice hat den für die Pragmatik wichtigen Begriff der Implikatur geprägt.

Eine Implikatur enthält mehr Bedeutung als das Gesagte

Bei einer Implikatur wird etwas gesagt, das vom Sprecher nur angedeutet wurde. Beispielsweise erfüllen Pronomina diese Funktion häufig, zB in dem Satz „Sie stieg ins Auto.“ Wer sie ist und in welches Auto sie stieg, bleibt formal ungeklärt und wird von dem Satz semantisch nicht transportiert. Erst im Kontext bekommt der Satz einen Sinn.

Grice unterscheidet konversationelle und konventionelle Implikaturen.

Konversationelle Implikatur

Dieser Typus von Implikatur entsteht, wenn eine Aussage nur dann sinnvoll ist, wenn eine Implikatur hinzugefügt wird. Bei dem Eintrag von Wikipedia ist folgendes Beispiel aufgeführt:

A: „Mein Benzin ist alle.“
B: „Gleich um die Ecke ist eine Tankstelle.“
+> (B implikatiert) An der Tankstelle gibt es Benzin

Voraussetzung ist für Grice: Die Aussage ist immer unter Beachtung der Konversationsmaximen entstanden. Insbesondere geht er davon aus, dass der Gesprächspartner rational agiert. Davon sollte man natürlich ausgehen bei einem normalen Gespräch auf der Straße.

Konventionelle Implikatur

Ich habe mich etwas eingelesen, aber für meine Zwecke ist sie vermutlich kaum zu gebrauchen. Es geht um Fragen, die konventionell mit dem Gesagten vorausgesetzt werden. „Er ist Künstler, darum ist er arm.“ wäre ein solches Beispiel: Die Armut wird als logisch gültige Verknüpfung mit implikatiert.

Die Implikatur und die Marke

Bisher sind mir praktisch keine neuen Anwendungen für die Marke in den Sinn gekommen. Evtl könnte man so Assoziationen zu Marken mit einem semiotischen Modell erklären:

A: „Kauf mir etwas Edles zu Weihnachten, Schatz!“

B: „Eine Rolex ist mir zu teuer.“

+> (Implikatur) Eine Rolex ist edel.

Schön und gut. Um Marke als Zeichenphänomen zu erklären, taugt das wohl kaum. Vielleicht fällt mir noch eine Verwendung ein. Oder den geschätzten Blog-Abonnenten?

1 Responses to Grice und die Implikatur

  1. Um Marken als Zeichenphänomene zu erklären reicht die Theorie der Implikaturen natürlich nicht aus, dennoch muss man es als wichtiges Mittel der Werbung im Hinterkopf behalten.
    Viele Ansätze in diversen Werbemitteln gründen sich auf dem Mittel der Implikatur. Das zu begreifen ist wichtig um die Schritte die zu einem gewißen Markenbild geführt haben, nachvollziehen zu können. Oder aber auch natürlich, um zu erkären warum sie manchmal nicht wie gewünscht funktionieren und versagt haben. Kulturelle, soziale und auch allgemein-sprachliche Konventionen, Hintergründe des Rezipienten spielen dabei oftmals eine Rolle.

Hinterlasse einen Kommentar